Ortsverein Sulzbach-Rosenberg

Die Wirklichkeit sieht oft anders aus.

15.03.2018

Die gesetzlich Grundlage für die Gleichberechtigung von Männern und Frauen ist im Grundgesetz verankert.

Getreu dem Grundsatz „Es gibt viel zu tun, packen`s wir an“, sind Veranstaltungen, nicht nur am Internationalen Frauentag nötig, dass die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen in weiten Teilen der Gesellschaft noch lange nicht verwirklicht ist, führte der Ortsverein ver.di und das DGB-Ortskartell eine Veranstaltung im „Bayerischen Hof“ durch. Als Referentin konnte Marina Mühlbauer, Mitglied im ver.di-Frauenrat Bayern und im Bezirksvorstand der Oberpfalz, gewonnen werden.

Die Verbesserungen wie das Frauenwahlrecht und die Gründung des Freistaates Bayern waren nicht das Ergebnis bürgerlicher Politik, sondern sind weitgehend auf die Revolution 1918 und die Aktivitäten der Arbeiter-, Gewerkschafts- und proletarische Frauenbewegung zurück zu führen, betonte der Ortsvorsitzende von ver.di Manfred Weiß. Leider werde diese Erkenntnis oft in der Gesellschaft verschwiegen und zurück gedrängt und der Internationale Frauentag als weiteren Muttertag begangen.

 
Internationaler Frauentag 2018 im Ortsverein Sulzbach-Rosenberg

Probleme bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Überlastung durch alleinige Verantwortung bei der Erziehung der Kinder, eingeschränkte Möglichkeit sich gesellschaftlich zu engagieren und nicht zuletzt die Benachteiligung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt, führe dazu, dass Armut weiblich ist, konstatierte Marina Mühlbauer. Prekäre Beschäftigung habe die Folge, dass Frauen kein existenzsicherndes Einkommen erzielen und so auf das Einkommen des Ehemannes oder Partners oder alleinstehende Frauen auf staatliche Sozialleistungen angewiesen sind. Bei einer Trennung oder Scheidung sei die Gefahr groß zu verarmen, wenn keine alternative Einkommensquelle gefunden wird. Sprich, einen Arbeitsplatz zu bekommen, der entsprechend hoch entlohnt werde. „Frauen sind einen Mann weit von der Armut entfernt“, brachte es die Referentin auf den Punkt. Zwar gäbe es heute mehr Frauen als vor Jahrzehnten, die sich beruflich weiter qualifizieren und sich eine unabhängige finanzielle Basis schaffen würden, doch diese befinden sich immer noch in einer Minderheit. Auch wirke sich eine Erwerbsbiografie, die wegen der Geburt und Erziehungen von Kindern unterbrochen wurde, negativ auf das weitere Berufsleben, aber auch auf die Höhe der Rente aus. Denn wer weniger erhaltet und weniger in die Rentenkasse einzahle, erhalte auch eine geringere Rente.

Ein großes Problem sei nach wie vor, Gewalt gegen in der Ehe, die erst seit 1975 gesetzlich thematisiert wird. Wenn sie die Gewaltbeziehung verlassen, was für viele Frauen der letzte Schritt sei, müssen sie sich wirtschaftlich auf eigene Füße stellen und häufig von jetzt auf gleich den Lebensunterhalt für sich selbst, aber auf für die Kinder erarbeiten, weil sich gewalttätige Männer, meistens weigern,  sofort Unterhalt zu leisten. Frauen mit Behinderung und alleinstehende wohnungslose Frauen seien besonders von Armut betroffen. „Ohne strukturelle Veränderung in der Gesellschaft, im Berufs- und Privatleben kann Frauenarmut nicht bewältigt werden“, resümierte Marina Mühlbauer. Nötig sei Hilfe für Frauen in prekären Lebenssituationen und eine spezifische Sozialpolitik. Mit dem Wegfall des Niedriglohnsektors, Arbeitszeitverkürzung, gemeinschaftliche Verantwortung für die Erziehung der Kinder und Aufteilung der Arbeiten im Haushalt, könne ein wesentlicher Beitrag geleistet werden. Armut darf nicht weiter stigmatisiert werden.

Ohne Frauen wäre die Gewerkschaftsbewegung um einiges ärmer und könnte ihre Aufgaben, die erreichten Erfolge zu verteidigen und eine menschenwürdige Gesellschaft für alle zu erreichen, nicht erfüllen, war sich der DGB-Kreisvorsitzende Wolfgang Berndt sicher. Bei der Gewinnung von Frauen als Mitglied einer DGB-Gewerkschaft und der Einbeziehung in Funktionen auf den verschiedenen Ebenen sei noch viel Luft nach oben und müsse noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden.

Zitate

Ohne strukturelle Veränderung in der Gesellschaft, im Berufs- und Privatleben kann Frauenarbeit nicht bewältigt werden.

Frauen sind einen Mann weit von der Armut entfernt.