Gesundheit, Soziale Dienste, Wohlfahrt und Kirchen

Endlich Urlaub!

Infodienst Krankenhäuser (73/2016)
06.06.2016
drei.58 (2016) Endlich Urlaub!

Pflege-Azubis an der Uniklinik Düsseldorf können ihre freien Tage jetzt selbst wählen

Drei Wochen im Winter, zwei Wochen im Sommer. Oder umgekehrt. So mussten die knapp 300 Pflege-Azubis des Uniklinikums Düsseldorf bisher Urlaub machen. Zu von der Schule festgelegten Zeiten. Dagegen haben sie sich gewehrt. Mit Erfolg: Erstmals können sich die angehenden Kranken- und Kinderkrankenpfleger dann erholen, wenn es ihnen selbst am besten passt.

»Meine Kumpels sind auf Festivals gefahren oder ein langes Wochenende nach Holland. Aber ich konnte ganz oft nicht mit«, erinnert sich Max Muster an den Beginn seiner Krankenpflegeausbildung vor zwei Jahren. Während seine Freunde im Studium oder in anderen Ausbildungsberufen verreisen konnten, wann sie wollten, bekam der heute 21-Jährige seine freien Tage vorgeschrieben. »Das hat mich echt gestört.« Den meisten anderen Azubis ging es genauso, wie eine Umfrage der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) ergab. Mehr als Dreiviertel von ihnen forderten, den Zeitpunkt des Urlaubs selbst bestimmen zu können.

»Auf der Rückfahrt von einem JAV-Treffen kam uns die Idee, wie wir dafür Druck machen könnten«, berichtet die JAV-Vorsitzende Manuela Homberg. »In Versammlungen forderten wir die Azubis auf, gemeinsam den Urlaub ihrer Wahl zu beantragen.« Personalabteilung und Schulleitung konnten das nicht einfach ignorieren – schließlich ist der Urlaub mitbestimmungspflichtig. Dennoch gab es erhebliche Widerstände, weil die Verantwortlichen den zusätzlichen Aufwand vermeiden wollten. »Zum Teil sind Lehrer durch die Klassen gelaufen und haben die Leute aufgefordert, vorgefertigte Urlaubsscheine zu unterschreiben«, so Manuela Homberg.

Es gab etliche Gespräche, aber wenig Bewegung. Daraufhin erstellte die JAV einen »Eskalationsplan«. Auf einer großen Versammlung im November 2015 vermittelten die Jugendvertreter den Pflege-Azubis mit Hilfe eines kleinen Schauspiels, was bisher geschehen war. Sie schlugen vor, die Verantwortlichen zwei Tage später vor einem Gespräch mit dem Personalrat mit ihrer Forderung zu konfrontieren. »Wir hatten ein bisschen Bammel. Aber dann standen in meinem Kurs alle zur verabredeten Uhrzeit auf und gingen gemeinsam zur Personalkantine – das war ein tolles Gemeinschaftsgefühl«, erzählt Max Muster. Dort angekommen setzten sich die etwa 80 Azubis auf den Boden und blockierten den Klinikmanagern den Zugang. »Das hat ihnen klar gemacht, dass das nicht nur eine Aktion der JAV ist, sondern alle dahinter stehen.«

Das wirkte. Zwar waren noch viele weitere Gespräche nötig, letztlich gaben Schul- und Klinikleitung aber nach. Max Muster ist darüber sehr glücklich. Er will schon im Juni ein paar Tage frei nehmen, um mit Freunden in Holland zu zelten. Und im Herbst geht es zwei Wochen nach Griechenland – wenn die Flüge billiger sind. »Mir hat das gezeigt, dass man etwas erreichen kann, wenn man sich zusammentut«, sagt der angehende Krankenpfleger. Daraus hat er auch die Konsequenz gezogen, sich selbst in der JAV zu engagieren.

Schließlich gibt es noch viel zu tun. Zum Beispiel bekommen Auszubildende in den schulischen Berufen keine Vergütung. Auch diese Ungerechtigkeit wollen die Aktiven am Uniklinikum Düsseldorf angehen. Aber wohl erst nach dem Urlaub.


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