ver.di NEWS

Krankenhäuser: Für die große Lösung

Ausgabe (04/2017)
15.03.2017

  
Leitartikel:
Erste Erfolge auf dem Weg zur Entlastung des Klinikpersonals 

 
ver.di NEWS (04/2017) Für die große Lösung

Am Internationalen Frauentag zogen rund 4500 Krankenhausbeschäftigte aller saarländischen Krankenhäuser durch Saarbrücken. Ihr Anliegen: Sie machen sich für Entlastung durch mehr Klinikpersonal stark. Unterstützt wurden sie von Delegationen aus der ganzen Republik.

Denn Entlastung ist ver.di einbundesweites Anliegen, und das seit mehreren Jahren. Nach Schätzungen des ver.di-Fachbereichs Gesundheit fehlen rund 162000 Stellen, davon allein 70.000 in der Pflege. Eine Forderung an die Politik ist eine gesetzliche Regelung der Personalbemessung. Kein ungewöhnliches Vorhaben, in anderen Ländern gibt es bereits solche Vorgaben („ver.di news“ berichtete), dort ist oft auch das Patienten-Pflegekraft-Verhältnis deutlich besser als hierzulande.

Parallel dazu werden tarifliche Regelungen zur Personalausstattung angestrebt, so wie es in Berlin die Beschäftigten der Charité vorgemacht haben. Die Demonstration in Saarbrücken wurde auch von der Krankenhausgesellschaft und der Landesgesundheitsministerin Monika Bachmann, CDU, unterstützt. Bachmann hatte bereits im Vorfeld angekündigt, dass im Saarland feste Personalgrößen für Krankenhausfachabteilungen vorgeschrieben werden sollen.

Überdies hat das Saarland am 10. März im Bundesrat eine Entschließung zur Verbesserung der Pflege in den Krankenhäusern eingebracht. Darin wird die Bundesregierung aufgefordert, bei der Kalkulation von Fallpauschalen auch Personalkosten in angemessener Höhe zu berücksichtigen.

Bereits einen Tag zuvor hatte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, CDU, angekündigt, gesetzliche Untergrenzen der Personalausstattung in der Pflege in bestimmten Bereichen festlegen zu wollen.

Beschäftigte erwarten konkrete Vorgaben

ver.di-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler begrüßte diese Ankündigung. „In der Politik ist offenbar angekommen, dass Entlastung nötig ist“, sagte sie. Markt und Wettbewerb könnten es allein nicht richten. Allerdings setze sich ver.di jetzt für eine große Lösung ein. „Die Beschäftigten erwarten Vorgaben, die kurzfristig die nötige Entlastung für die Pflege bringen“, so die Gewerkschafterin. Noch sei jedoch nicht klar, in welchen Bereichen wie viele Stellen zusätzlich eingerichtet und finanziert werden sollen. Gröhe hatte nur von „pflegeintensiven Bereichen“ gesprochen, wie etwa Nachtdienst oder Intensivstationen.

„Wir brauchen eine umfassende Lösung. Beschäftigte lassen sich nicht länger mit homöopathischen Dosen abspeisen“, sagte Sylvia Bühler. Das unterstützten auch die 4500 Beteiligten in Saarbrücken, die trotz strömendem Regen durch die Innenstadt gezogen sind.

 
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