Die Erinnerungen von Günther Krist über die regionale Gewerkschaftsgeschichte standen im Mittelpunkt der Diskussionsrunde des Ver.di Ortsvereins West am Montag im Gasthaus Stich’n. Vorsitzender Thomas Beitz brachte zu Beginn besonders zum Ausdruck, dass heute schnell sehr Vieles vergessen wird und Vergangenheit nicht zählt, obwohl man bei den aktuellen Diskussionen zur politischen Entwicklung den Eindruck gewinnt, als ob eine große Zahl von Bürgerinnen und Bürgern gerne dorthin zurück will.
Günther Krist, Bundesverdienstkreuzträger und Träger der Hans Böckler Medaille hat auf 36 Seiten Ereignisse und Akteure beschrieben, die Handeln und Wirkung der Gewerkschaften in Erinnerung rufen. Weil er persönlich verhindert war übernahm den Part Manfred Haberzeth, Seniorenvorsitzender und ehemaliger Betreuer der Arbeitnehmervertretungen im Truppenübungsplatz. Aller Anfang ist schwer, könnte man die geschichtlichen Ereignisse beschreiben, stand über einem großen Teil des Vortrags. Gewerkschaftliche Aktivitäten gab es ab 1908 im Gefolge der Errichtung des Truppenübungsplatzes. Tagelöhner waren in der Überzahl. Nach dem zweiten Weltkrieg bestimmten die Amerikaner über den Arbeitsmarkt und die Bedingungen. Mit den ersten Tarifverträgen und gewählten Arbeitnehmervertretungen gab es zwar eingeschränkte Rechte aber auch Fortschritte in Behandlung und Bezahlung. Beteiligt waren an der Entwicklung die Gewerkschaften ÖTV, BSE, DPG, GTB, IGM, DAG, CGB. Ca. 1.700 Mitglieder standen hinter den Interessen der Beschäftigten. Erstmals 1964 wurden 300 Entlassungen angekündigt und verhindert. Ein auf und ab kennzeichnete in allen Branchen bis heute die Entwicklung. Ausgliederungen und Auftragsvergaben trafen ganze Betriebe mit Hunderten Beschäftigten. Heute noch bekannte Namen prägten den Widerstand und die Entwicklungen. Michael Bäumler, Adolf Schleicher, Walter Asam standen für DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften. Erinnerungen damit verbinden sich auch an Max Hösl, Ernst Wörfel, Karl Hacker, Otto Ertl oder Reinhard Bauer. Sie übergaben später an Günther Krist. Letzterer trat besonders führ Schulungen von Vertrauensleuten ein. Sie bildeten das Grundgerüst erfolgreicher Gewerkschaftstätigkeit. Am Ende standen regional mit die besten Arbeits- und Entlohnungsbedingungen.
Die anschließende Diskussion zeigte detailliert nochmals auf was Zusammenhalt erreichen kann. Hans Dagner zeigte sein Unverständnis am Verhalten vieler Profiteure von Tariferfolgen. Trittbrettfahrertum war in der Vergangenheit ein Entwicklungshemmschuh und scheint es auch heute noch zu sein. Solidarität beschreibt den Fels auf dem eine soziale und demokratische Gesellschaft steht zog Thomas Beitz das Fazit der Diskussionsrunde.
Legende: ÖTV – Gewerkschaft Öffentliche Dienste Transport und Verkehr.